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feriae Augusti
Iden des August im 3. Jh. in der Römervilla Westerhofen

 
Der Statthalter aus Augsburg und die Kommandanten aus einigen Limeskastellen treffen sich mit ihren Familien in der großen Villa beim Stammhamer Forst und feiern bis zum Morgengrauen.

Am Waldrand, es ist schon bald Mittag, pflückt eine junge Frau Blumen. Ihre Haare sind hochgesteckt, sie trägt eine Tunika aus feinstem Leinen und Sandalen aus dünnen Lederbändern.
Ein Mann in grober Wollkleidung, mit einem kurzen Bogen am Gürtel und zwei erlegten Hasen in der Hand, offenbar ein Jäger, tritt aus dem Wald und grüßt die vornehme Römerin höflich mit "Salve".

"Griaß di" antwortet diese lächelnd im heimischen Dialekt. "Bringst de Hasn zur Villa?"
"Ja," antwortet der Jäger, "viel hab ich nicht erwischt, in der Villa war heut nacht so ein Lärm, dass die Hirsch und die Reh alle davon gelaufen sind."

"Stimmt, de habn wuid gfeiert. Guad, dass mei Domina auf mi aufbasst hat." lächelt sie vielsagend zurück.
"Sie treffa se da jeds Jahr. Zerst deans saufa, dann gengans zur Jagd.
Und de Frauen langweiln se. Da liegns dann im Garten von da Villa. Und wenns warm is, na badens im großen Teich. De Römerinna trama von früher, wias no ans Meer gfahrn san. Da hams de hoaßn Tag besser vatragn kenna. Aba etz, da sans mittn im Woid und des ärgat sie. De Wasserviecher auf dem Mosaik san aa koa Trost ned.
Letzts moi hab i mei Domina gseng, wia sa se im Mosaik vor oans von dene Wasserviecher hingstellt und ganz weh vor sich hitramt had. »Schau!« hats zu mia gsagt, »das sind die Wellen, die am Meer auf den Strand auflaufen. Die haben oben weiße Spritzer, das sind die Töchter des Okeanos. - Die seh ich wohl nie mehr wieder.« Und sie had dann leis vor sich hi gwoand."

"Du bist keine Römerin? Du kommst wohl von hier aus der Region?"
"Ja, i kumm vom Vicus im Schuttertoi. Dort had se mein Domina a Haus kafft. Sie woit hoid ned im Kastell bei de Soidatn lebn."

"Kastell Vetonianis? Da war ich früher auch. Jetzt bin ich Veteran."
"Des habama scho denkt. Weil dei Bogn, des is a Reiterbogn. Dann bist du ja oana von de reichn Veteranen. Von dene mit vui Geld. Und iatz konnst dei Familie gwieß guat vasorgn?"

"Ha ha, nein, keine Familie. Aber wir sehen uns bestimmt noch.
Deinen Kastellkommandanten kenne ich von früher. Den werde ich heute Nacht zur Wildschweinjagd begleiten. Machs gut!"

Beide waren inzwischen an der großen Villa angekommen und da trennten sich ihre Wege.

Ob aus den Beiden was geworden ist?
Er, mit viel Geld und sie mit guter Bildung?
Keine Ahnung, das soll der Fantasie des Lesers (oder Hörers) vorbehalten bleiben.

Kurt Scheuerer, Ingolstadt, 2018  


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