Logo Kurt Scheuerer, Ingolstadt Kurt Scheuerer - Anmerkungen zur Mythologie  
Götterwechsel:   Marduk » Assur

Computerfehler offenbart Plagiat

Diskettendiebstahl aus dem Hauptstaatsarchiv


(Babylon, 1100 v.Chr., KS)

Jedem Kind im Lande Babylon ist doch bekannt, dass es unser erhabener Staatsgott Marduk - der Bruder des Sonnengottes Shamash - war, welcher damals die Götter gerettet hatte.
Damals, als der Urozean Tiamat in Gestalt eines Meeresdrachens mit 11 weiteren Ungeheuern auszog, die ehrwürdigen alten Götter zu vernichten.
Damals, als die Götter große Angst hatten, und ihre Anführer Anu und Nudimmud es nicht wagten, mit dem Drachen Tiamat zu kämpfen.
Schließlich, so weiß jedes Kind, meldete sich der junge Marduk, das Jungrind des Sonnengottes, zu dieser Zeit noch ein unbedeutender kleiner Gott, der Stadtgott unserer geliebten Stadt Babylon.
Mutig trat er vor die Versammlung der großen Anunnakigötter und bat sie, ihn mit der gesamten Macht aller Götter auszustatten, worauf er dem vor den Toren lauernden Feind entgegentreten werde.
Jedes Kind in Babylon weiß, wieviele Krüge Bier er der zögernden Götterschar spendieren musste, bis diese sich mit dem Plan einverstanden erklärte.
Und jeder noch so geringe Sklave in Babylon weiß, dass Marduk die Tiamat im Kampf besiegte, dass ihr Heer daraufhin davonlief, dass Marduk dann den Leichnam des Ungeheuers spaltete und die obere Hälfte als Himmelsgewölbe, die untere als Erde einsetzte.
Hierauf nahm er, aufgrund seiner besonderen Kräfte, die Stelle des obersten aller Götter ein und die Macht unserer Stadt Babylon wuchs über alle Länder.
Unsere Schreiber verewigten diese Geschichte auf einer Vielzahl von Tontafeln.

Fälscher überführt

Nun aber wurde uns bekannt, dass in der winzigen Stadt Assur Texte verbreitet werden, die wortgleich mit unseren Erzählungen sind und sich nur in einem von ihnen unterscheiden: Der Name unseres geliebten Marduk ist durch den ihres unbedeutenden Stadtgottes Assur ersetzt worden.
Durch genaue Nachforschungen ist es uns auch gelungen, dieses Plagiat zu enthüllen. An einer Stelle, gegen Ende des Textes, wurde versehentlich der Namenstausch nicht vollzogen, womit dieser infame Diebstahl nachgewiesen wäre.

Eine schriftliche Zeugenaussage des assyrischen Textverarbeiters Schreibi Schreibur liegt uns vor: »Der Text wurde mir vom Geheimdienst auf einer Diskette übergeben. Ich habe daraufhin im Scheibprogramm mit dem Befehl "Wechseln" Marduk durch Assur ersetzt. Leider ist dieses aber nicht vollständig gelungen, da der Name einmal im zweiten Fall geschrieben war und so vom Textverarbeitungsprogramm nicht erfasst wurde. Ich hätte eben besser "Marduk*" eingeben sollen.«
Sch. Schreibur schmachtet nun wegen Staatsverrates im Kerker, und auch seinen Dienstvorgesetzten erwartet die Hinrichtung. Er wird beschuldigt, den ihm zur Kontrolle vorgelegten Text nicht sorgfältig genug durchgelesen zu haben.

Gefahr für Babylon?

Diese harten Strafen und auch weitere Berichte unseres Geheimdienstes erwecken in uns Befürchtungen. Besteht Gefahr für unser großes Babylon? Wollen uns diese unbedeutenden Assyrer eventuell erobern?


(Quellenangabe: Weltschöpfungsepos Enuma elisch, um 1100 v.Chr.)

Kurt Scheuerer, 1998  


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