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Der Ritter mit zwei Frauen
eine Moritat

 
 
Ehe, wem Ehe gebührt

Im fernen Heilgen Lande
im heißen Wüstensande
ereilt in froher Runde
den Ritter üble Kunde:

"Zum Tod lieg ich darnieder
im Jenseits sieh mich wieder
geliebter Mann so ferne
ich hatt dich doch so gerne."

Sein Lebensglück verloren
dem Kriege abgeschworen
von Hirten aufgenommen
sonst wäre er verkommen.

Der Krieg ist lang beendet
sein Leid hat sich gewendet
beendet ist sein Wehe
erneut kommt er zur Ehe.

Ob er den Bund wohl wage?
so stellt sie ihm die Frage
mit Glut in ihrem Auge:
Ob er zum Manne tauge?

Nach heilger Wüstensitte
mit feurgem Perderitte
und lautem Weiberschrillen
sind sie sich beid zu Willen.

Die Ehe bald trägt Früchte
sie wiegt den kleinen Wichte
und mit der Zucht von Pferden
erwirbt er große Herden.

Beim ruhn auf weichen Kissen
da drückt ihn das Gewissen
die Burg wär ohne Erben
wenn er hier müsste sterben.

Die Heimat drängt von ferne
die Liebste folgt ihm gerne
die Heimfahrt wird nicht bitter
beschützt durch fromme Ritter.

Die Reiter reisen lange
der Frau wird gar nicht bange
sie plaudert mit eim jeden
und lernt das bayrisch Reden.

Die Burg in Sicht von Weitem
durchs eigene Feld sie reiten
das Heu wird grad geschnitten
sie woll´n um Wasser bitten.

Zur Herrin gehn sie munter
ihn haut´s vom Pferd fast runter:
"Vareck doch glei!
Des is mei Wei!"

Die Frauen voller Schrecken
sich beide jetzt entdecken
in Tränen aus sie brechen:
"Wie konnt´st du dich erfrechen!"

"Vom Tod hast du geschrieben
da lernten wir uns lieben
ich kann´s noch nicht verstehen
wie soll´s nun weiter gehen?"

Und noch am nächsten Morgen
sind alle voller Sorgen
das Kind erfreut die Herzen
und lindert ihre Schmerzen.

Vergangen sind die Jahre
die Frau liegt auf der Bahre
"Nun kann ich ruhig sterben
du hast ja einen Erben."

Der Bischof selber segnet
was ihm noch nie begegnet
und nicht mehr wohl geschehe:
die neue alte Ehe.

 

Glei Zwoa ham eahm vaführt:
"Ehe, wem Ehe gebührt!"

Kurt Scheuerer, Ingolstadt, 2014  


Die Burg von Konstein:
Die kleine Burg ist seit dem 30jährigen Krieg verfallen. Die Geschichte des Pflegers Freiherr Jakob von Leoprechting mit seinen zwei Frauen (um 1770) wird auf der Seite der FFW-Konstein erzählt.

Siehe auch:
  • Sagen aus Ingolstadt und der Region (Link)

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