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Museumspädagogik - Beispiele und Erfahrungen
Färben von Wolle mit Pflanzenfarben

 
Foto: Kurt Scheuerer

Färben mit Naturfarben

  • Blau: Färberwaid (Isatis tinctoria) oder Indigopflanze (Indigofera tinctoria)
  • Rot: Krappwurzel (Rubia tinctorum)
  • Gelb: Wau (Reseda luteola) oder Birkenblätter oder Zwiebelschalen oder Rainfarn (Tanacetum vulgare)
  • Grün: Brennnessel oder erst Waid, dann Wau
  • Braun: Walnussschalen
  • Schwarz: Galläpfel oder Eisenvitriol
  • Weiß: Bleichen durch den Sonnenschein im Morgentau


Bei historischen Veranstaltungen wird von verschiedenen Gruppen das Färben vorgeführt oder zumindest erklärt. Die Latène-Keltengruppe Carnyx hat zum Beispiel beim Museumsfest 2011 in Manching Färbemittel vorgestellt und die damit gefärbte Wolle daneben gelegt: Krapp, Kermes-Schildlaus, Zwiebelschalen, Rainfarn.
Ingolstädtern würde ich eine Anfrage bei den Damen der Stadtwache empfehlen, von denen können sie gute Tips erhalten.


Museumspädagogische Aktion:

Mein Erfahrungsbericht vom Museumsfest 2015 vor dem Stadtmuseum Ingolstadt mit Schulklassen zum Thema »Steinzeit«.
Von geübten Färberinnen hatte ich vorher den Rat erhalten: "Nimm Zwiebelschalen und vorgebeizte Wolle, das geht am leichtetsten und schnellsten."

8 Uhr, Feuer anzünden, keine zu großen Holzklötze nehmen. Topf drauf. Zwiebelschalen ins heiße Wasser, nach etwa einer Stunde heraus nehmen.
9 Uhr, Schüler schneiden mit einem Silexstück vorgebeizte Wollfäden (ca. 30 cm lang) vom Strang ab. Fäden in die braune Brühe geben, umrühren, einige Minuten liegen lassen, dann heraus nehmen und in einen Topf (unbedingt mit Emaille-Auskleidung) mit Wasser legen, sie geben sofort Farbe ab. Dann die Fäden in einem zweiten Topf wässern, in Haushaltspapier ausdrücken, kurz auf Papierunterlage trocknen lassen. Dann die Fäden in kürzere Stücke mit Silex zerschneiden lassen und den Schülern geben. Wichtig ist, dass jeder schneidet und jeder ein Fadenstück bekommt, auch die Lehrer. Kurze Verweildauer in der Brühe färbt heller gelb, längere Dauer dunkler.
Arbeitskleidung tragen, es könnte Farbspritzer geben. Die Finger sind etwas dunkler als vorher, das geht aber bald wieder weg. Bei Regen kann man das auch im Topf auf dem Elektrokocher vorführen.
In der Zwischenzeit die Färbepflanzen vorstellen, Leinenkleidung und Wollstoffe zeigen.
Eine ungefärbte Manteldecke als Regenmantel bezeichnen, denn das Lanolin der ungefärbten Wolle hält das Regenwasser ab.
Leinen ist schwerer zu färben; es wird auch durch häufiges Waschen feiner und heller; Bleichen in der Morgensonne auf Tauwiesen ansprechen.
In Wasser über 60° C öffnen sich die Schuppen der Wolle und Farbe setzt sich fest. Wäscht man Wolle später heiß, dann öffnen sich die Schuppen wieder und die Farbe geht raus. (Hausaufgabe: Waschmaschine ansehen, die Einstellungen Heißwäsche, Wollwäsche und Feinwäsche erkunden! :-)
Immer beachten, dass der Wortschatz der Schüler bei Fachausdrücken begrenzt ist und ihnen sehr viele Begriffe unbekannt sind. Also nachfragen und kurz erklären. Nach 30 bis 40 Minuten ist man fertig.

Färbematerial und vorgebeizte Wollstänge kann man bei mehreren Firmen online bestellen; nach "Färbepflanzen" suchen.

Kurt Scheuerer, Ingolstadt  


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